Magnus Hirschfeld - Brief an Sylvester Viereck

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Brief von Hirschfeld an George Sylvester Viereck - Seite 1

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Brief von Hirschfeld an George Sylvester Viereck - Seite 2

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Eingang zu dem Haus, in dem George Sylvester Viereck damals wohnte

George Sylvester Viereck wohnte 1930 in der 113. Straße auf der Upper West Side von Manhattan, zwischen Broadway und Hudson River auf der rechten Straßenseite kurz vor dem Riverside Drive.
Heutiger Zustand des Eingangs zu dem Haus, in dem George Sylvester Viereck damals wohnte.

Heutiger Zustand der Doppelhaushälfte mit der Wohnung Vierecks

Heutiger Zustand der Doppelhaushälfte mit der Wohnung Vierecks

113. Straße West, Richtung Hudson River, aufgenommen vor der Hausnummer 627

Einen ähnlichen Blick wie diesen hatte Hirschfeld, als er Viereck in New York besuchte. (113. Straße West, Richtung Hudson River, aufgenommen vor der Hausnummer 627)
New York Fotos: Richard Korb

75 Jahre nach dem Beginn der Weltreise von Magnus Hirschfeld wurde in einem US-amerikanischen Antiquariat ein zweiseitiger Brief Hirschfelds an den Schriftsteller und Journalisten George Sylvester Viereck angeboten - geschrieben noch in Berlin am 30.10.1930. Hirschfeld stand damals kurz vor der Abreise nach New York. Im Rückblick war das der Beginn seiner Emigration. In dem Brief heißt es noch "... Meine Reise nach Amerika soll eine Erholungs-, Studien- und wenn möglich auch Vortragsreise sein." Aber Hirschfeld sollte von dieser Reise nicht nach Deutschland zurückkehren.

Dieser Brief von Magnus Hirschfeld an George Sylvester Viereck in New York konnte mit Hilfe freundlicher Spenderinnen und Spender erworben werden. Wir bedanken uns herzlich bei:
Jan Feddersen, Ursula Ferdinand, Günter Grau, Marita Keilson-Lauritz, Rüdiger Lautmann, Jörg Litwinschuh, Karsten Millermann, Jan-Henrik Peters, Herbert Potthoff, Andreas Pretzel, Rolf Rosenbrock, Michael Schön, Martin Soelle, James D. Steakley, Karl-Heinz Steinle und Raimund Wolfert.


Portrait G.S. Viereck: >>http://clefdargent.free.fr/viereck.php
Photographie prise le 2 février 1922 aux studios Underwood & Underwood.
Source: Bibliothèque du Congrès (Library of Congress).

weitere Bilder: >>http://www2.hu-berlin.de/sexology/GESUND/ARCHIV/TRIP1.HTM

Anmerkungen
George Sylvester Viereck (31.12.1884 - 18.3.1962) war ein Sohn des Sozialdemokraten (und illegitimen Hohenzollernsprößlings) Louis Viereck, der 1896 in die USA auswanderte. Hirschfeld hatte Louis Viereck und dessen Familie als Student in München kennengelernt, und die Freundschaft mit dem Vater auf den Sohn übertragen. George Sylvester Viereck war Literat und Journalist, der sich vor dem ersten Weltkrieg einen Namen als Lyriker gemacht hatte; in den dreißiger Jahren wurde er unrühmlich bekannt als Propagandist der Nazis in den USA, wofür er schließlich dreieinhalb Jahre im Gefängnis saß. Weitere biographische Details:
>>http://www.lib.uiowa.edu/spec-coll/Bai/johnson2.htm

Die im Brief erwähnte Anlage mit dem Schriftenverzeichnis und den „brauchbare[n] biographische[n] Notizen“ lag dem von der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft erworbenen Brief nicht bei. Das an Viereck geschickte Exemplar befindet sich in dessen Nachlaß im >>Special Collections Department der University of Iowa Libraries (Box 5, Folder 6: „Vorträge and Kurse.“ Dr. Magnus Hirschfeld. With a printed list of Hirschfeld's works and 2 related clippings).Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft besitzt die Kopie einer undatierten 12seitigen Broschüre: „Vorträge und Kurse von Sanitätsrat Dr. Magnus Hirschfeld“, bei der es sich um ein weiteres Exemplar der erwähnte Anlage handeln dürfte.

Ein weitere Teil des Nachlasses von G. S. Viereck befindet sich im Besitz der Yale University (>>http://www.library.yale.edu/un/house/colldesc.htm#viereck)

Die journalistische Begleitung der USA-Reise Hirschfelds hat G.S.Viereck zuverlässig übernommen. Von ihm stammt ein Portrait Hirschfelds in seinem Buch „Glimpses of the Great“
New York (Macaulay) 1930, S. 285-309, und London (Duckworth) 1930, S. 240-59
Deutsch: Schlagschatten. Sechsundzwanzig Schicksalsfragen an Grosse dieser Zeit. Berlin, Zürich (Deutsch-Schweizerische Verlagsanstalt Eigenbrödler) o.J. [1930] S. 127-50.
Niederländisch: Schijnwerpers: de problemen van onzen tijd in gesprekken met grooten onzer dagen. Nederlandsche Bewerking door Johan W. Schotman. Leiden (A. W. Sijthoff's Uitgeversmij N.V.) 1931, S. 105-126.

Begleitet wurde Hirschfelds Reise durch die USA von einer Artikelserie Vierecks in den Blättern des Presseimperiums von Randolph Hearst:
1930:
“Love Awakening in America Observed by Dr. Hirschfeld.” Chicago Herald and Examiner, 30 November, part 3, pp. 1, 4. (“In a dialogue with George Sylvester Viereck.” Auch in Albany Times-Union, Detroit Times, Los Angeles Examiner, New York American, Pittsburgh Sun-Telegraph, Rochester Sunday American, Washington Herald.)

1931
“Could You Answer These Questions When You Were Married?” Liberty, 8, 1931, no. 34, pp. 18-22. (“As told to George Sylvester Viereck.”)

“‘Dr. Einstein of Sex’ Not So Favorably Impressed by U.S.” Wisconsin News (Milwaukee), 2 February, pp. 1, 4. (“In a dialogue with George Sylvester Viereck.” Auch in: Albany Times-Union, Chicago Herald and Examiner, Detroit Times, Los Angeles Examiner, Pittsburgh Sun-Telegraph, San Francisco Examiner, Seattle Post-Intelligencer, Washington Herald.)

“Harlem’s Emotional Beauty Charms ‘Einstein of Sex.’” Wisconsin News (Milwaukee), 3 February, p. 6. (“In a dialogue with George Sylvester Viereck.” Auch in Chicago Herald and Examiner.)

“Hirschfeld Asks Scientific Sex View, Not Theological.” Wisconsin News (Milwaukee), 4 February, p. 5. (“In a dialogue with George Sylvester Viereck.” Auch in Chicago Herald and Examiner.)

Wohnung in New York: Hirschfeld wohnte „Sechs Wochen im 40. Stock des hochmodernen u. vollendet schönen Hôtel New Yorker mit prachtvoller Aussicht auf die Wolkenkratzer [...], die Halbinsel Manhattan, den Hudson u. East River u. den immer belebten Hafen [...]“
Das Hotel war 1930 eröffnet worden, es existiert noch heute an der gleichen Adresse: 481 Eighth Avenue, zwischen der West 34th und 35th Street, nicht weit von Penn Station.
>>http://www.newyorkerhotel.com/historyofthenewyorker.asp


Dr. med. Harry Benjamin (1885-1986) lebte und praktizierte seit 1915 in den USA. Seine regelmäßigen Besuche in Wien und Berlin führten ihn häufig in Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft.
>>http://www2.hu-berlin.de/sexology/GESUND/ARCHIV/COLLBEN.HTM
Sein Buch The Transsexual Phenomenon (1966) ist online zugänglich:
>>http://www.symposion.com/ijt/benjamin/index.htm


Dr. med. Peter Schmidt, Chirurg, 1892-1930, war ein enger Freund und Mitarbeiter von Ludwig Levy-Lenz. Gemeinsam hat er sich bei Eugen Steinach über dessen Verjüngungsoperationen informiert und ist in den Folgejahren als Experte und unermüdlicher Streiter für ‚Altersbekämpfung‘ bekannt geworden. Auf den Kongressen des Instituts für Sexualwissenschaft 1921 und der Internationalen Gesellschaft für Sexualforschung 1926 in Berlin berichtete er über seine Erfahrungen ebenso wie auf den Weltliga-Kongressen 1928 in Kopenhagen, 1929 in London und im September 1930 in Wien. Kurz darauf hat er sich in einer depressiven Phase das Leben genommen.
Mehr zur „Verjüngung“: Heiko Stoff: Ewige Jugend - Konzepte der Verjüngung vom späten
19. Jahrhundert bis ins Dritte Reich. Köln: Böhlau 2004
>>http://www.perlentaucher.de/buch/17676.html

Dokumente:
>Hirschfelds Testament 
>Auszüge aus der Stiftungsverfassung 

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