weitere Institutsangestellte und Hauspersonal
 
"Die wenigen Angestellten der Anstalt (Diener, Bürogehilfen) machen, wie der Leiter selbst durchaus den Eindruck der Homosexualität. Sehr heimisch war offenbar noch ein junger Mann, angeblich ein Student, der diesen Eindruck in gesteigertem Maße erweckte. Von Ungehörigkeiten war natürlich nichts festzustellen", schreibt der Regierungsmedizinalrat Schlegtendal 1920 in einem denunziatorischen Bericht über einen Institutsbesuch im Auftrag des Ministeriums für Volkswohlfahrt.

Hausmeister

P. Schulz (1920), Pförtner
M. Straube (1921), Werkzeugmacher
Anton Sablewski (1922-27), Revisor, Installateur, Hauswart
Er firmiert auch als "Licht- und Laufbildoperateur".
Seine Frau Margarethe Sablewski, geb. Harendt, beantragt 1922 eine Schankgenehmigung für den Vorgarten des Instituts, die von der Baupolizei verweigert wird.

Andreas Janclas (1928)
Ernst Kloß (1929)
Erich Wenslaff (1932)

WirtschafterInnen

Hinrike Friedrichs (1927-33), Wirtschafterin fürs Institut

Frau Krüger (ab 1926), Köchin in der kommunistischen Wohngemeinschaft von Willi Münzenberg, Babette Groß, Heinz Neumann u.a. im Institut
Babette Groß erinnert sich:
"Zugleich mit diesem Heim empfahl uns Magnus Hirschfeld Frau Krüger, ehema-lige Herrschaftsköchin auf einem mecklenburgischen Gut, damals gelegentliche Aushilfe bei Hirschfeld. Jeden Morgen kam sie mit ihrem schneeweißen Spitz aus dem Wedding und betreute uns. Sie kannte unsere exotischen Gäste, aber sie war diskret und wunderte sich über nichts mehr. Politisch war sie vermutlich ganz und gar nicht mit Münzenberg einverstanden, aber sie war seinem Charme verfallen... 1933, bei den polizeilichen Vernehmungen anläßlich des Reichstagsbrandprozesses, wurden ihr zahlreiche Fotos unserer Besucher vorgelegt. Sie blieb fest bei ihrer Behauptung, sie nicht zu kennen. Dimitroff glaubte sie gesehen zu haben, denn sie hatte ihm oft genug Kaffe gekocht."

Erwin Hansen (1930-33), Koch und Wirtschafter, Freund von Karl Giese, bei dem im Institut wohnenden Archäologen Francis Turville-Petre angestellt.
"Erwin war ein muskulöser Hüne mit blondem Kurzhaarschnitt und früher beim Militär gewesen. Jetzt spielte er das Mädchen-für-alles am Institut und setzte Fett an", erinnert sich Christopher Isherwood. "Er war gutmütig, hatte eine urwüchsige Art, hellblaue, nie zur Ruhe kommende Augen, und er grinste Christopher immer aufreizend an. Manchmal kniff er ihn auch in den Hintern. Aber Erwin war Kommunist. Daher mochte sein unbürgerliches Verhalten nicht völlig spontan sein, sondern Teil seines politischen Selbstverständnisses."
Erwin engagierte als weitere Haushaltshilfe einen Jungen namens Heinz.
Nach der Institutsplünderung im Mai 1933 reisen Isherwood, Heinz und Erwin Hansen nach Griechenland zu Turville-Petre auf die gemietete Insel St. Nikolas, nahe Athen.
Nach Deutschland zurückgekehrt, soll Erwin von den Nazis verhaftet und im Konzentrationslager umgekommen sein.

Empfang/Anmeldung

Helene Helling (1930-34), zieht als Witwe ins Institut: "Als sie dort kurze Zeit gewohnt hatte", erinnert sich Ellen Bękgaard, "sah sie, wie wenig System es in dem privaten Haus gab, so daß sie eines schönen Tages einen Schreibtisch in der Vorhalle aufstellen ließ und sich dort werktags von 9-16 Uhr etablierte, und sie bekam auch ein Haustelefon an ihrem Schreibtisch installiert. Von dem Tag an kam niemand unangemeldet hinein...
Frau Helling war nicht angestellt im Institut und war nicht auf der Gehaltsliste, aber sie gehörte dazu. Sie war um 1930 eine Dame mittleren Alters- und absolut 'Dame' im besten Sinne des Wortes.
"
Eine Zeichnung von ihr mit dem Bild einer Europäerin in festlichem Schmuck verwendet Hirschfeld in seiner "Geschlechtskunde" Bd. 4, um weiblichen Fetischismus abzubilden  1 .
Helene Helling sympathisiert nach der Institutsplünderung mit den Nationalsozialisten und bleibt bis 1934 im ehemaligen Institutsgebäude.

Verwalter

Joachim Schreiber (um 1924)
Er verwaltet den Ernst Haeckel-Saal des Instituts.

Arthur Röser (1926-33)
Er übernimmt spätestens im Frühjahr 1926 die Verwaltung des Ernst-Haeckel-Saals. Röser gilt 1933 als Nazi.

Friedrich Hauptstein (um 1924-33)
Verwaltungsleiter des Instituts
Er arbeitet 1924 zeitweilig als Sekretär des Instituts-Büros der "Internationalen Tagungen für Sexualreform auf sexualwissenschaftlicher Grundlage".
Hauptstein wendet sich später den Nationalsozialisten zu. 1933 gehört er zu jenen Institutsmitarbeitern, die eine Ergebenheitsadresse an Göring unterzeichnen.
Karl Giese schreibt diesbezüglich im September 1935 an Max Hodann:
"Mit Hauptstein haben wir gar keinen Kontakt. Eher im Gegenteil. Wir waren in dem letzten Vierteljahr aus 'inner-politischen' Gründen... ziemlich gespannt und in der schwersten Zeit hat er nicht übermäßig viel Mut und Treue zu Papa und der Sache gezeigt. So weit ich weiss, hat er mit seiner Mutter ein Zigarrengeschäft in Köpenick."

Heilgehilfe

Ewald Lausch arbeitet seit 1924 in der radiologischen Abteilung beim Institutsarzt Schapiro.
Lausch wird von allen, die ihn kannten, als Nazi bezeichnet. Sein Name steht nicht nur unter der Ergebenheitsadresse von Institutsmitarbeitern an Göring; in einem Brief an den dänischen Sexualreformer J.H. Leunbach vom April 1933 versucht er u.a. auch die Institutsplünderung sowie die Inhaftierung von Max Hodann zu rechtfertigen.



     
www.magnus-hirschfeld.de/institut
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