Rudolph R./Dorchen
 
Hausangestellte(r) und Patient(in)

Rudolph, der schon als Kind "die Neigung zum weiblichen Tun und Treiben" offenbart, wird 1922 auf eigenen Wunsch kastriert.

Er arbeitet als Hausangestellte im Institut in Frauenkleidern und mit dem Namen Dora.

Hirschfeld nennt sie liebevoll Dorchen und veröffentlicht in seiner "Geschlechtskunde" ihren Gestaltwandel als Transvestit.
Der Institutsarzt Felix Abraham veröffentlicht Dorchens Geschlechtsumwandlung als Fallstudie: "Die Kastration hat sich, wenn auch nicht weitgehend, so ausgewirkt, daß der Körper voller wurde, der Bartwuchs nachließ, Brustansatz sich bemerkbar machte und auch das Fettpolster des Beckens... weiblichere Formen annahm."

1931 erfolgt bei der etwa 40jährigen Dora die Penisamputation durch den Institutsarzt Dr. Levy-Lenz, dann die operative Anlage der künstlichen Scheide durch Prof. Dr. Gohrbandt, Direktor der Chirurgischen Klinik am Urbankrankenhaus Berlin.
Dorchen gehört zu den ersten Fällen einer Geschlechtsumwandlung.

Der Sexualarzt Dr. Levy-Lenz, der ab 1925 im Institut tätig wird, erinnert sich auf folgende Weise an das Hauspersonal:
"Schwierig für die Transvestiten war auch die Frage der Arbeitsbeschaf-fung.(...) Da wir das wußten und nur wenige Betriebe transvestitisches Personal einstellten, beschäftigten wir solche Leute soweit es uns möglich war, in unserem eigenen Institut. So hatten wir z.B. fünf Dienstmädchen - alles transvestitische Männer, und ich werde den Anblick nie vergessen, der sich mir bot, als ich einmal nach Feierabend in die Küche des Hauses verschlagen wurde: da saßen die fünf 'Mädchen' strickend und nähend friedlich nebeneinander und sangen gemeinsam alte Volkslieder. Jedenfalls war es das beste, fleißigste und gewissenhafteste Hauspersonal, das wir je gehabt haben. Niemals hat ein Fremder, der uns besuchte, etwas davon gemerkt..."

     
www.magnus-hirschfeld.de/institut
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