Karl Giese
  (1898 - 1938)

Institutsarchivar

Giese trifft Hirschfeld offenbar 1920 und wird dessen Freund und Schüler. Er gilt im engeren Institutskreis als Hirschfelds "Pflegesohn" und "Frau des Hauses".

Sein Wohnzimmer im Institut wird Ende der Zwanziger Jahre zur "Freistatt" junger homosexueller Männer. Dort treffen sich ungestört und unverstellt u.a. der im Institut wohnende Archäologe Francis Turville-Petre und der englische Schriftsteller Christopher Isherwood. Er fand viele seiner Romanfiguren dort.

Dieser "engagierte, ernsthafte, intelligente Veteran im Kampf um die sexuelle Freiheit (besaß) eine außergewöhnliche Unschuld", erinnert sich Isherwood, "Christopher sah in ihm den derben Bauernjungen mit dem Herzen eines Mädchens, der sich vor langer Zeit in Hirschfeld, seine Vaterfigur, verliebt hatte. Er nannte ihn ja auch seinen 'Papa'."

Biographisches:
Giese entstammt einer Arbeiterfamilie.
Nach einem Vortrag Hirschfelds über Homosexualität meldet er sich tags darauf bei ihm. Da begann, mit Hirschfelds Worten, eine "körperlich seelische Verbindung."
Als Hirschfeld 1932 von seiner Weltreise nicht nach Deutschland zurückkehrt, fährt ihm Giese entgegen und trifft auf Li Shiu Tong (Tao Li), Hirschfelds neuen Freund. Trotz gelegentlicher Eifersuchtsszenen gelingt allen Dreien im französischen Exil eine ménage à trois. Beide Liebhaber ernennt Hirschfeld zu seinen Erben.
Nach einer "Badeanstaltsaffäre" muß Giese im Oktober 1934 Frankreich verlassen und geht nach Wien, dann nach Brünn.
Es gelingt ihm, zur Beerdigung Hirschfelds nochmals nach Nizza zu fahren.
Die Erbschaft von Hirschfeld konnte offenbar nicht realisiert werden.
Giese lebt in großer Armut in Brünn und nimmt sich 1938 das Leben.











     
www.magnus-hirschfeld.de/institut
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